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Symbolfoto |
Die meisten Boote waren von der Küste Mauretaniens aufgebrochen. Auch Menschen aus dem Senegal, aus Gambia, Marokko und der Westsahara wagten die gefährliche Überfahrt. Viele überlebten sie nicht. Insgesamt verschwanden 38 Boote spurlos mit sämtlichen Insassen. Die Monate Januar und Februar erwiesen sich dabei als besonders verlustreich – allein in diesen beiden Monaten kamen 1.385 Menschen ums Leben.
Gefährliche Routen und politische Verantwortung
Doch nicht nur die Atlantikroute fordert Menschenleben. Auch auf anderen Migrationswegen kam es zu tödlichen Zwischenfällen: 328 Tote wurden auf der algerischen Route gezählt, 52 Menschen starben in der Straße von Gibraltar, drei weitere im Alborán-Meer. Besonders auf der Strecke von Algerien aus bemängelt Caminando Fronteras die fehlende Kooperation mit den dortigen Behörden. Alarmierungen von Rettungsdiensten erfolgen oft zu spät, gemeinsame Protokolle fehlen – eine Kombination, die immer wieder fatale Folgen hat.
Die Ursachen für diese Tragödien sieht die Organisation nicht nur in den gefährlichen Bedingungen auf See, sondern auch in politischen Entscheidungen. Nahezu die Hälfte der erfassten Todesfälle seien direkte Folgen restriktiver Grenzschutzmaßnahmen und eines systematischen Abbaus maritimer Rettungsstandards, heißt es in dem Bericht. In der Straße von Gibraltar würden regelmäßig Leichen in fortgeschrittenem Verwesungszustand gefunden – viele von ihnen seien nicht mehr identifizierbar. Diese Entwicklung deutet laut NGO-Gründerin Helena Maleno auf ein institutionelles Versagen hin: „Wir dürfen diese Zahlen nicht normalisieren. Der Schutz menschlichen Lebens muss über politischen Kontrollinteressen stehen“, mahnt sie.
Rettungspolitik unter Druck
Die NGO fordert eine grundlegende Neuausrichtung europäischer Migrationspolitik. Zahlreiche Todesfälle durch Dehydrierung oder Hunger könnten verhindert werden, wenn Rettungseinsätze schneller, koordinierter und weniger restriktiv abliefen. Der derzeitige Fokus liege zu sehr auf Abschreckung, nicht auf Hilfe.
Parallel zur dramatischen Situation auf den Fluchtrouten verschärft sich auch die humanitäre Lage vor Ort. Die UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR kündigte an, ihre Büros in Melilla und Las Palmas de Gran Canaria zu schließen. Grund dafür sind massive Kürzungen im internationalen Hilfsbudget. Auch die Vertretungen in Málaga, Teneriffa und Algeciras werden ihre Kapazitäten reduzieren.
Wachsende Fluchtbewegungen, schrumpfende Mittel
„Wir stehen weltweit vor gravierenden Finanzierungslücken, die Millionen Menschen betreffen“, erklärte Paula Barrachina, UNHCR-Sprecherin in Spanien. Trotz der Einschnitte versichere die Organisation, weiter alles dafür zu tun, Flüchtlinge in Spanien bestmöglich zu unterstützen.
Besonders besorgniserregend: Während sich die Zahl der Geflüchteten weltweit seit 2015 verdoppelt hat – damals waren es 64,1 Millionen – bleibt das UNHCR-Budget für 2025 nahezu auf dem Niveau von vor zehn Jahren. Mit 3,4 Milliarden US-Dollar steht der Organisation kaum mehr Geld zur Verfügung als in den 2010er Jahren. Angesichts der zunehmenden Krisen weltweit ein alarmierendes Zeichen.
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