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Trotz der prozentualen Übereinstimmung unterscheiden sich die konkreten Zahlen: Während Frontex von 11.065 Ankünften spricht, nennt das Ministerium von Fernando Grande-Marlaska 10.983 registrierte Fälle.
Mauretanien als Schlüsselstaat
Einigkeit herrscht darüber, dass der Rückgang unter anderem dem verstärkten Engagement in Herkunftsländern wie Mauretanien zu verdanken ist. Frontex hebt die dort intensivierten Grenzkontrollen sowie verschärfte Migrationsmaßnahmen hervor. Auch ungünstige Wetterbedingungen und eine zunehmende Kooperation zwischen der Europäischen Union und den Herkunftsländern hätten laut dem Bericht zu dieser Entwicklung beigetragen.
Allerdings, so betont Frontex, sei die für die Überfahrt typische Wetterberuhigung zwischen Westafrika und den Kanaren – ein wiederkehrendes Phänomen im zweiten Halbjahr – noch nicht eingetreten. Ein weiterer Anstieg der Ankünfte sei deshalb nicht auszuschließen.
Herkunft und Schmuggelbekämpfung
Beide Quellen sind sich auch über die Herkunft der meisten Migranten einig: Es handelt sich vor allem um Menschen aus Mali, Senegal und Guinea. Zusätzlich unterstreicht Frontex die Bedeutung der gemeinsamen spanisch-marokkanischen Patrouillen, die maßgeblich zur Zerschlagung von Schmugglernetzwerken rund um die Kanarischen Inseln beigetragen haben.
Krise in den Aufnahmeeinrichtungen
Trotz des Rückgangs bleibt die humanitäre Lage angespannt. Die kanarischen Aufnahmeeinrichtungen stehen weiterhin unter hohem Druck. Die Gewerkschaft CC OO warf dem Betreiber des Zentrums Las Raíces, dem Unternehmen Accem, am Mittwoch einen „Missbrauch“ der Mitarbeiter vor. Diese stünden aufgrund der psychischen Belastung ihrer Arbeit „am Limit“, heißt es in einer Mitteilung, die sich auf Informationen von Europa Press stützt.
Politischer Streit um unbegleitete Minderjährige
Unterdessen verschärft sich der politische Konflikt um die Verteilung unbegleiteter minderjähriger Migranten auf das spanische Festland. Die Regionalregierung Andalusiens hat sich dem juristischen Boykott gegen die im Parlament beschlossene Reform des Ausländergesetzes angeschlossen. Die Reform verpflichtet alle Regionen Spaniens, gemäß Artikel 2 der Verfassung Solidarität zu zeigen und Minderjährige aus den Kanaren aufzunehmen.
Andalusien reiht sich damit in die Liste der Regionen ein, die Verfassungsklagen gegen die Regelung eingereicht oder angekündigt haben – darunter Castilla y León, Aragón, Kantabrien, Extremadura, die Comunidad de Madrid (alle regiert von der konservativen PP) sowie Castilla-La Mancha (PSOE).
Begründet wird der Widerstand mit einer angeblichen Übergriffigkeit des Zentralstaats und unzureichenden Ressourcen. Kritiker verweisen jedoch darauf, dass die wirtschaftliche Belastung angesichts der Milliardenhaushalte der betroffenen Regionen minimal sei.
Der Präsident der Kanarischen Inseln, Fernando Clavijo, sieht hinter dem Boykott andere Motive: In einer Rede im Regionalparlament sagte er unverblümt, der Widerstand gegen die Aufnahme junger Migranten habe einen rassistischen Hintergrund: „Weder die einen noch die anderen wollen die Schwarzen in Spanien haben.“
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