Zentrale Forderungen: Nachhaltigkeit statt Tourismusrekorde
Im Zentrum der Kritik steht das aktuelle Tourismusmodell, das aus Sicht der Bewegung soziale Ungleichheit verstärkt, Ressourcen verschwendet und die Umwelt schädigt. Statt auf immer neue Besucherrekorde zu setzen, fordern die Aktivistinnen und Aktivisten ein wirtschaftliches Umdenken. Eine nachhaltige Entwicklung, die den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen in den Vordergrund rückt, müsse Vorrang haben. „Wir müssen lernen, den Wert unseres Territoriums zu schützen und zu bewahren“, betont Felipe Ravina, Sprecher der Bewegung, Meereswissenschaftler und Dokumentarfilmer.
Umweltprobleme und soziale Spannungen
Ravina, der an der Universität von Las Palmas (ULPGC) forscht, kritisiert die politische Untätigkeit scharf. „Die Probleme, die wir seit Jahren benennen, sind nicht gelöst worden – sie haben sich verschärft“, sagt er. Besonders alarmierend sei der ökologische Zustand der Inseln: In den letzten 60 Jahren sei rund 90 Prozent der Fischbiomasse verschwunden – eine Folge der Küstenbebauung und der Einleitung ungeklärter Abwässer. Aber auch auf den Inseln litten die Menschen unter den Folgen des Massentourismus: tägliche Staus, Wohnungsknappheit, überlastete Infrastruktur und niedrige Löhne verschlechterten zunehmend die Lebensqualität.
Rückhalt durch Gewerkschaften – Kritik aus der Wirtschaft
Die Bewegung erhält breite Unterstützung aus der Bevölkerung und von Gewerkschaften wie UGT und CCOO. Diese fordern bessere Arbeitsbedingungen im Tourismussektor und eine gerechtere Verteilung des wirtschaftlichen Ertrags. Die UGT bezeichnete die Proteste als Ausdruck eines wachsenden gesellschaftlichen Unmuts über die bisherige Entwicklung.
Doch es gibt auch Gegenstimmen. Tourismusverbände und Arbeitgeber warnen davor, das wirtschaftliche Fundament der Region zu gefährden. „Die Kanaren verdanken ihre wirtschaftliche Stärke vor allem dem Tourismus“, heißt es aus Kreisen der Wirtschaft. Pauschale Kritik sei unverantwortlich und undifferenziert.
Spannungen durch einzelne Zwischenfälle
Einzelne Vorfälle bei früheren Protesten haben für Kritik gesorgt. Es kam zu vereinzelten Übergriffen auf Touristen, einige Botschaften enthielten recht deutliche Drohungen. Die Organisatoren distanzieren sich klar von jeglicher Form von Gewalt und betonen den friedlichen Charakter der Proteste. Dennoch werfen diese Einzelfälle einen Schatten auf die Bewegung und werden von Kritikern als Beleg für Radikalisierung gewertet.
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