Klimawandel bedroht Kanarische Inseln - Gefährdete Gemeinden und ihre Herausforderungen

Welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Kanaren haben wird
 02.05.2023 - Der Klimawandel bedroht die Kanarischen Inseln, und Teile davon werden wahrscheinlich verschwinden. Eine Risiko-Karte gibt Aufschluss darüber, welche Regionen besonders gefährdet sind. Die regionale Regierung der Kanarischen Inseln setzt sich mit verschiedenen Szenarien auseinander, um auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereitet zu sein. Diese Vorbereitungen sind wichtig, da die Auswirkungen des Klimawandels auf den Archipel unterschiedlich stark sein werden. 



 Die Risiko-Karte zeigt ein klares Muster, das von Ost nach West verläuft. Die östlichen Inseln haben mehr Strände und niedrige, sandige Küsten, während die westlichen Inseln durch felsige Küsten und Klippen gekennzeichnet sind. Wenn der Meeresspiegel gleichmäßig ansteigt, werden Fuerteventura und Lanzarote insgesamt mit mehr Problemen konfrontiert sein. Allerdings stehen auch Gemeinden auf anderen Inseln vor Herausforderungen. 

 Wenn die Risiko-Karte mit einer Übersicht der besonders touristischen Regionen überlagert wird, zeigen sich Zusammenhänge. Je besser das Meer zugänglich ist, desto mehr Hotels und Infrastrukturen wurden über die Jahrzehnte in der Region errichtet.


   
 Das Ministerium für den ökologischen Wandel hat das Projekt "PIMA Adapta Costas de Canarias" in Auftrag gegeben, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Kanarischen Inseln zu untersuchen. Die Daten, die im Rahmen des Projekts erhoben wurden, zeigen deutlich die Schwachstellen der Inseln. Laut Nicolás Ferrer Valero, einem der Autoren der Studie, werden bei einer Überschwemmung die Fluten an den östlichen Küsten viel stärker vordringen als an den steileren und höher gelegenen westlichen Küsten. 

 Viele Küstenbereiche der Kanarischen Inseln sind anfällig für solche Überschwemmungen. Die Analyse des Projekts basiert auf der Prognose des Anstiegs des Meeresspiegels und der durchschnittlichen Temperaturerhöhung bis 2050 und 2100 sowie der damit einhergehenden Erosion und möglichen Zerstörung auf den Kanarischen Inseln. Darüber hinaus wurde ermittelt, wie sich diese Vorhersagen auf die Bevölkerung, die Wirtschaft, das kulturelle und natürliche Erbe sowie auf die terrestrischen Ökosysteme und Lebensräume auswirken würden. 

 Die Prognose berücksichtigt jedoch nicht mögliche Nebeneffekte wie das Eindringen von Salzwasser in Brunnen und Süßwasser-Reservoire. Pájara ist die Gemeinde mit dem höchsten Risiko auf den Kanarischen Inseln Die von den Experten erhobenen Daten wurden in einem Risikoindex zusammengefasst, wobei die Werte zwischen 0 für minimales Risiko und 1 für maximales Risiko liegen. Die Gemeinden befinden sich zwischen diesen beiden Werten, wobei ein höherer Wert ein größeres Risiko für Mensch und Natur bedeutet. 

 Im moderatesten Klimakrise-Szenario für das Jahr 2100 erreicht die Gemeinde Pájara im Westen Fuerteventuras einen Wert von 0,53, den höchsten auf den Kanarischen Inseln. Selbst bei ruhiger See ist die Gemeinde stark gefährdet. Betrachtet man die betroffenen Wirtschaftsgüter wie Strände und Bauwerke, so sind etwa 309,7 Hektar Kulturerbe und weitere 365,4 Hektar Lebensräume und Ökosysteme betroffen. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf rund 208 Millionen Euro. 

 Der gesellschaftliche Schaden ist sogar noch größer, da etwa sieben von zehn Arbeitnehmenden in der Region im Gastgewerbe tätig sind. Dies zeigen die Daten des Beschäftigungsobservatoriums der Kanarischen Inseln (OBECAN). 

 Der Klimawandel bedroht die Kanarischen Inseln Fuerteventura und Lanzarote besonders stark 


 Laut Modell würden der Strand von Risco del Paso im Osten der Insel sowie Junquillo im Westen und Turbia im Süden durch Erosion komplett dem Meer zum Opfer fallen. Auch in anderen Bereichen sieht die Prognose verheerende Schäden voraus: Esquinzo würde 81 Prozent der Fläche verlieren und Costa Calma 68 Prozent. In Bezug auf die Risiken für Mensch und Natur sind die Gemeinden La Oliva (Risikoindex 0,38), Teguise (0,37), San Bartolomé de Tirajana (0,19) und Haría (0,175) am stärksten betroffen. Die Provinzhauptstädte Santa Cruz de Tenerife (Risikoindex 0,091) und Las Palmas de Gran Canaria (0,105) kommen hingegen vergleichsweise glimpflich davon. 

 Auf den westlichen Inseln La Gomera, La Palma und El Hierro sind die Risiken gering bis sehr gering. Obwohl alle Inseln und Gemeinden gleichermaßen vom Klimawandel betroffen sind, variieren die Haupt-Variablen wie Exposition und Anfälligkeit. Zum Beispiel sind die Gemeinden Granadilla de Abona und Arona im Süden Teneriffas sowie Risco del Paso auf Fuerteventura gleichermaßen von durch den Klimawandel verursachten Überschwemmungen betroffen. Aufgrund ihrer Gegebenheiten und Bebauung sind die beiden Gemeinden auf der größten Insel jedoch insbesondere in Küstennähe weniger anfällig. 

 Weitere Studien sollen sich verstärkt auf die 47 Küstenabschnitte konzentrieren, die einem hohen kumulierten Risiko auf den Kanarischen Inseln ausgesetzt sind. Dabei dürfen jedoch die anderen Bereiche nicht vernachlässigt werden. Die autonome Gemeinschaft der Kanarischen Inseln muss die Verantwortung für den Schutz der Gemeinden übernehmen, da insbesondere die kleineren Gemeinden nicht aus eigener Kraft in der Lage sind, sich der Herausforderung des Klimawandels zu stellen. Das ist das Ergebnis der Forschung von Abel López Díez, der an der Universität von La Laguna auf Teneriffa Katastrophenvorsorge und die Resilienz von Städten untersucht. 

 Nach Angaben der Regionalregierung haben lediglich 58 von 88 Gemeinden auf den Kanarischen Inseln ihre Katastrophenschutz- und Notfallpläne standardisiert. Auf der am stärksten gefährdeten Insel Fuerteventura hat jedoch derzeit keine Gemeinde einen solchen Plan. 

 In Zukunft müssen Bauvorhaben anhand der Ergebnisse regionalisierter Klimaforschung validiert werden, um widerstandsfähige Städte zu schaffen. Dank dieser Forschung verfügen die Kanarischen Inseln über detaillierte Informationen zu den Auswirkungen von Dürren, Waldbränden oder steigenden Temperaturen auf genau drei Quadratkilometer. Zukünftige Bauvorhaben und Katastrophenplanungen können auf dieser Basis entwickelt und validiert werden. Das Hauptziel der Forscherinnen und Forscher ist es, die Anfälligkeit für den Klimawandel zu reduzieren, was durch die aktuellen Studien erstmals möglich ist. Basierend auf diesen Erkenntnissen können widerstandsfähige Städte errichtet werden. Damit haben auch die besonders betroffenen Regionen die Chance, sich dem Schicksal rechtzeitig zu stellen.


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