Pulpo-Farm auf Gran Canaria - Proteste gegen Massenzucht von Oktopussen

Auf Gran Canaria soll aufgrund der hohen Nachfrage die erste Oktopuszucht der Welt entstehen
 27.03.2023 - Noch im Jahr 2023 plant der spanische Konzern Nueva Pescanova die erste Oktopus-Farm der Welt zur industriellen Zucht auf Gran Canaria zu eröffnen. Dies hat zu internationalen Protesten von Wissenschaftlern und Tierschützern geführt, die sich gegen die "Tierquälerei an fühlenden Wesen" aussprechen. Das berichten die Costa Nachrichten.

 Pulpo, zu Deutsch Tintenfisch, ist seit jeher ein fester Bestandteil der spanischen Küche. Doch während früher so viele der Tiere vorhanden waren, dass die Fischer sie einfach an der Küste aus dem Wasser zogen und es als arme Leute Essen galt, sind die Bestände inzwischen deutlich zurückgegangen. Heutzutage müssen die Fischer aus Spanien viel weiter rausfahren, um an die Oktopusse zu kommen, da sie mittlerweile zu einer Spezialität geworden sind. Besonders beliebt und teuer sind diejenigen aus dem Atlantik.


 Oktopus-Farm auf Gran Canaria soll steigende Nachfrage bedienen

 Heute sind sie eine Delikatesse und besonders die langsam gewachsenen und fettreichen Exemplare aus dem Atlantik sind beliebt und teuer. Allerdings gibt es eine Mafia, die billige marokkanische Oktopusse als teure galicische Ware verkauft und die Guardia Civil muss deshalb bei falsch etikettierter Ware einschreiten. Die Fangquoten und Schonzeiten der EU beschränken die Erträge der spanischen Fischer und lassen kriminelle Energie aufkommen. Offiziell werden derzeit weltweit 350.000 Tonnen Oktopus pro Jahr gefangen, das Zehnfache vom Wert von 1950, aber die Dunkelziffer liegt vermutlich höher.

 Der spanische Konzern Nueva Pescanova hat den Durchbruch bei der Fortpflanzung und Aufzucht von Oktopussen in Gefangenschaft geschafft und will mit der ersten Oktopus-Farm der Welt auf Gran Canaria die wachsende Nachfrage befriedigen sowie den Rückgang der Bestände ausgleichen. Die geplante Oktopus-Fabrik soll jährlich etwa eine Million Oktopusse produzieren und weltweit verkaufen. Dabei sollen die Tiere "schonend" in Eiswasser "geschlachtet" werden. Die geplante Oktopus-Farm auf den Kanarischen Inseln löst jedoch international Proteste von Tierschutzorganisationen und Wissenschaftlern aus.

 Tierschützer protestieren auch gegen die Art der Tötung

 Der Tierschutzverband Eurogroup for Animals hat vertrauliche Dokumente über das Projekt an das britische Nachrichtennetzwerk BBC weitergegeben. Weder Nueva Pescanova noch das Generaldirektorat für Fischereiaufsicht der kanarischen Inselregierung wollen dazu Stellung nehmen. Das Projekt sorgt jedoch für Aufregung und sogar Abgeordnete des US-Bundesstaates Washington fordern ein Verbot der Praxis noch vor deren Beginn. Fast alle Kritiker sind sich einig, dass die Haltung und Zuchtbedingungen dieser hochintelligenten Tiere "nicht akzeptabel" sind. Es gibt jedoch auch andere Stimmen, einschließlich Wissenschaftler, die den Gegnern des Projekts Blauäugigkeit und Selektivität vorwerfen. Diese würden Oktopusse vermenschlichen und über andere Lebewesen stellen. Im Gegensatz zu Oktopussen oder Delphinen würde man bei Doraden oder Wolfsbarschen "Gefühle" ablehnen. Nur wegen der Verschmutzung der Meere würde gegen diese Tiere protestiert.

 BBC Leak - Es sollen 1 Million Oktopusse pro Jahr aus der Zucht kommen

 Die BBC hat Unterlagen des Unternehmens erhalten, aus denen hervorgeht, dass die Oktopusse, die normalerweise Einzelgänger sind und die Dunkelheit bevorzugen, in einer Zuchtanlage mit 1.000 großen Tanks leben müssten. Pro Tank gäbe es rund 1.000 Tiere, was einer Dichte von 10-15 Tieren pro Kubikmeter Wasser entspricht. Das zweistöckige Gebäude würde im Hafen von Las Palmas de Gran Canaria errichtet werden. Wenn die Tiere schlachtreif sind, würden sie in Becken mit minus 3 Grad kaltem Wasser geworfen. Das bedeutet nach Experten der Weltorganisation für Tiergesundheit einen "langsamen, qualvollen und stressigen Tod" für die Tiere. Die führende Firma für die Zertifizierung von Zuchtfischen und Meerestieren, Aquaculture Stewardship Council (ASC), fordert zumindest, dass diese Tötungsmethode nur angewendet wird, wenn die Tiere zuvor betäubt wurden.

 Es gibt kein gesetzliches Regelwerk für die Aufzucht von Oktopussen in Spanien oder anderen Ländern der Welt, da zuvor niemand versucht hat, Oktopusse kommerziell zu züchten. Laut BBC sind Oktopusse so intelligent wie Katzen und einige Biologen zitieren, dass es sogar schonender sei, sie auf die Art zu töten, wie es Fischer seit jeher tun, indem sie ihren Kopf gegen etwas Hartes schlagen. Vor diesem Hintergrund lehnen bereits im Vorfeld einige Supermarktketten den Verkauf von Oktopussen ab, die auf diese Weise gezüchtet werden sollen, darunter Tesco und Morrisons.

 Laut vertraulichen Firmendokumenten, die an die BBC geleakt wurden, plant Nueva Pescanova die Aufzucht von rund einer Million Oktopusse pro Jahr, was einem Gesamtgewicht von rund 3.000 Tonnen entspricht. Die Hauptabnehmermärkte sollen dabei die USA, Südkorea und Japan sein, wo die höchsten Umsätze erzielt werden können. Die internen Unterlagen legen zudem nahe, dass das Unternehmen mit einer Todesrate von 10-15% bei den Oktopussen rechnet. Allerdings haben über 300 wissenschaftliche Studien gezeigt, dass Oktopusse "fühlende Wesen" sind, die in der Lage sind, Schmerz und Freude zu empfinden, wie Jonathan Birch, Professor an der London School of Economics, betont. Die geplanten Zuchtmethoden, einschließlich der Haltung auf engem Raum, der Verwendung von billigem industriellen Trockenfutter aus Fischabfällen und der Tötungsmethoden, seien schlicht inakzeptabel. Trotzdem gibt es derzeit keine gesetzlichen Vorschriften für die Aufzucht von Oktopussen in Spanien oder anderswo auf der Welt, da diese Tiere bisher nicht kommerziell gezüchtet wurden. Auch das neue spanische Tierschutzgesetz umfasst keine Bestimmungen für die Behandlung von Oktopussen.

 Nueva Pescanova - Wer ist das?

 Die 2015 in Redondela, Provinz Pontevedra in Galicien gegründete Nueva Pescanova SL mit einem Stammkapital von 337 Millionen Euro und fünf spanischen Teilhabern plant, jährlich rund 3.000 Tonnen Oktopus zu produzieren und auf Premium-Märkten in den USA, Südkorea und Japan zu verkaufen. Die geplanten Zuchtmethoden mit einer erwarteten Todesrate von 10-15 Prozent sind jedoch umstritten, da über 300 wissenschaftliche Studien zeigen, dass Oktopusse fühlende Wesen sind. Die alte Pescanova, die bis 1960 zurückreicht und Oktopusse aus Wildfang verarbeitete, kaufte nach und nach kleine Fischereibetriebe, Flotten und Fabriken auf. Das Unternehmen beschäftigt heute weltweit 10.000-12.000 Mitarbeiter und verkauft Zucht-Garnelen und Fische aus Fischfarmen in 80 Ländern. Sein Umsatz von über einer Milliarde Euro 2022 konnte die Schulden von rund 450 Millionen Euro jedoch nicht vollständig tilgen. Die galicische Bank Abanca hält fast 98 Prozent des Kapitals und sucht einen neuen Mehrheitseigner für den Marktführer für gezüchtete Fische und Meeresfrüchte in Spanien, der auch in Europa zu den Top 5 gehört.

 Protestes gegen die Oktopuszucht laufen weltweit

 Das Scheitern des Oktopus-Farmprojekts auf den Kanaren würde das Unternehmen in eine schwierige Lage bringen. Zum Firmenpaket gehört auch die Nueva Pescanova Biomarin Center SL mit einem Kapital von 3 Millionen Euro. Nueva Pescanova hat sich kürzlich der gemeinnützigen Stiftung von Marta Ortega angeschlossen, der Tochter von Amancio Ortega von der Inditex-Gruppe, dem reichsten Spanier. Der Chef der spanischen Volkspartei (PP), Alberto Núñez Feijóo, zeigte großes Interesse an der Oktopus-Forschung des Unternehmens, da er früher Landesministerpräsident von Galicien war. Er besuchte die Anlagen und sprach auch auf deren Veranstaltungen.

 Die Tierschutzpartei Pacma ruft für den 23. April 2023 zu einem weltweiten Protesttag gegen die geplante Oktopus-Zuchtfarm auf Gran Canaria auf. Interessierte Aktivisten vor Ort können sich per E-Mail an laspalmas@pacma.es mit Pacma vernetzen, um Demonstrationen abzustimmen und Informationsmaterial zu erhalten. Die renommierte Primatenforscherin und Preisträgerin des Prinzessin-von-Asturien-Preises, Jane Goodall, hat sich gegenüber der Nachrichtenagentur EFE für ein weltweites Verbot der kommerziellen Oktopus-Zucht ausgesprochen. Auf der Plattform change.org gibt es eine Petition gegen die geplante Oktopus-Farm auf Gran Canaria.

ZUR PETITION


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