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Dienstag, 6. Mai 2025

Bedrohung für Artenvielfalt der Kanaren: Kleine Boote in Schutzgebieten

Kleinboote und Jetskis setzen den Meeresschutzgebieten der Kanaren zu
 Die Gewässer der Kanarischen Inseln sind zunehmend von Unterwasserlärm betroffen – und dieser geht nicht, wie oft angenommen, primär von großen Schiffen aus. Vielmehr zeigt das Projekt CanBIO, dass vor allem kleine und mittelgroße Boote in besonders geschützten Meeresgebieten die empfindlichen Ökosysteme stören. Diese Entwicklung wurde durch das erste flächendeckende Netzwerk zur Messung von Unterwasserlärm in Spanien sichtbar gemacht.

Projektkoordinator Javier Almunia erklärte bei der Vorstellung der aktuellen Ergebnisse, dass gerade die hohe Dichte kleiner Boote in Schutzgebieten eine massive Belastung für bedrohte Arten darstelle. Das Forschungsprojekt CanBIO untersucht seit sechs Jahren die Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität der Kanaren und entwickelt Maßnahmen zur Erhaltung bedrohter Arten.


Fokus auf gefährdete Arten an Land und im Meer

Im Zentrum der Untersuchungen stehen sowohl marine als auch terrestrische Arten. Dazu gehören laut Almunia unter anderem endemische Landschnecken, die nur in bestimmten Schluchten der Inseln vorkommen, sowie seltene Insektenarten mit stark begrenztem Lebensraum. Auch unter Wasser sind Arten wie der Engelhai, Mantelrochen und Glatthaie stark gefährdet – ihre Bestände stagnieren oder gehen weiter zurück.

Hauptursachen seien die steigenden Temperaturen und Veränderungen im Niederschlagsmuster. „Viele Ökosysteme müssen in höhere Lagen ausweichen, um zu überleben“, so Almunia. Zusätzlich sei zu erwarten, dass sich die Verteilung bedrohter Arten verlagert – möglicherweise außerhalb der bestehenden Schutzgebiete.

Anpassung der Schutzmaßnahmen notwendig

Ein zentrales Ziel von CanBIO ist es daher, potenzielle neue Lebensräume zu identifizieren und zu bewerten. „Es könnte notwendig sein, Schutzgebiete neu zu gestalten“, betont Almunia. Der Fokus liege dabei auf der Erhaltung der Artenvielfalt in Zeiten rascher klimatischer Veränderungen.

Die Vizekanzlerin für ökologischen Wandel der kanarischen Regierung, Julieta Schallenberg, hob die Bedeutung der Forschung hervor: „Wir müssen verstehen, wie sich Temperaturanstieg und neu auftretende marine Arten auf unsere Ökosysteme auswirken.“ Sie betonte zudem die Notwendigkeit, Klimarückzugsräume im Meer zu identifizieren – ein Forschungsfeld, das noch in den Anfängen steckt, aber bald erste Erkenntnisse liefern könnte.

Wissenschaftliche Zusammenarbeit als Schlüssel

Das Projekt CanBIO wird mit einem Budget von drei Millionen Euro bis 2027 finanziert – je zur Hälfte durch den Loro Parque und die kanarische Regierung. Beteiligt sind auch die beiden öffentlichen Universitäten der Inseln, die Universidad de La Laguna (ULL) auf Teneriffa und die Universidad de Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC).

Der Rektor der ULPGC, Lluís Serra, unterstrich die jahrzehntelange Erfahrung seiner Institution im Bereich Biodiversität, Ozeanversauerung und Mikroplastik. Auch Marta Domínguez, Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit der ULL, lobte die enge Zusammenarbeit der Einrichtungen im Dienste des Naturschutzes: „Diese Projekte sind von großer Bedeutung, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln.“

Die Kanaren stehen vor einer doppelten Herausforderung: Der Klimawandel verändert sowohl Lebensräume als auch Artenzusammensetzung, während menschliche Aktivitäten wie Bootsverkehr zusätzlich Druck auf die Ökosysteme ausüben. Projekte wie CanBIO zeigen, wie wichtig langfristige Forschung und abgestimmte Schutzmaßnahmen sind, um die einzigartige Artenvielfalt der Inseln zu bewahren.

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